Bahn-Internet-Magazin

Eine kleine Zeitschrift für Internet-Eisenbahn-Fans

Ausgabe 5  - Mai 2010

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Ein herzliches Willkommen bei dieser neuen Ausgabe,
und ich hoffe Ihr habt wie immer viel Spass dabei

Euer Klaus

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F.D.P.-Minister verhindert den Bahnanschluss von Braunlage an die Harzquerbahn

 

Der Nachfolger von Dr. Phillip Rösler, der von Niedersachsen zur Bundesregierung wechselte, wurde der F.D.P.-Parteivorsitzende Jörg Bode nun der neue Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, er tat sich bekanntlich bereits als Parteivorsitzender der Niedersachsen-F.D.P. nicht gerade hervor, nun glänzt er aber mit Aussagen, die Zweifel an seiner Kompetenz laut werden lassen.

   Wie der Sprecher seines niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Christian Haegele, berichtete, sind die Chancen, die Verlängerung der Harzer Schmalspurbahnen ins niedersächsische Braunlage durchzuführen, extrem gesunken. In Niedersachsen liegt dieses Ministerium

leider in Händen der F.D.P.

   Bereits kurz nach der Wiedervereinigung war angeregt worden, den Westharz, hier in erster Linie die Stadt Braunlage, mit der Harzquer- und Brockenbahn wieder zu verbinden. Bis 1945 gab es eine Verbindung über die Südharz-Eisenbahn, die sich damals auf braunschweigischen Gebiet bis Blankenburg (von Blankenburg bis Tanne Normalspur, die Rübelandbahn, ab Tanne bis Braunlage und weiter bis Walkenried 1000-mm-Schmalspur) erstreckte. Dieses braunschweigische Gebiet, der Kreis Blankenburg, sollte bei der ursprünglichen Grenzziehung der britischen Zone zugeschlagen werden, wurde aber durch Gebietstausch (wie Thüringen) mit den Westsektoren von Berlin ab der Bodebrücke bei Sorge (B 242) der sowjetischen Zone zugeschlagen. Damit musste dieser Bahnabschnitt aufgegeben werden, auf der anderen Seite unterblieb dadurch die Durchschneidung und Trennung der Harzquerbahn von Nordhausen über Sorge nach Drei Annen Hohne und von hier zum Brocken bzw. nach Wernigerode.

                       Des einen Freud, des anderen Leid, kann vereinfacht gesagt werden.

   Obwohl bis 1945 keine direkte Verbindung von dem Westharz zum Brocken bestand, es musste stets in Sorge umgestiegen werden, fuhren werktags vier und sonntags fünf Zugpaare auf dieser Strecke.
     Die Deutsche Reichsbahn übernahm 1949/50 die damals ebenfalls private Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn (NWE) und sorgte durch den Einsatz von Neubaulokomotiven ab 1955 für die Versorgung des Harzes.
  Im Jahre 1990 direkt nach der Wiedervereinigung wurden bereits Studien erstellt, die alten Bahnverbindungen wiederherzustellen, was aber angesichts der Stilllegung der Strecken im Westharz im Jahre 1963 (es fehlte das Hinterland im Osten, um die Bahn weiterhin wirtschaftlich zu betreiben) zu teuer wurde. Zuerst war es wichtiger, den Brocken wieder an das Bahnnetz anzuschliessen, um den unkontrollierten Zugang durch den Nationalpark zu verhindern, in Rekordzeit konnte 1991 die Strecke fertiggestellt werden. Diese Brockenstrecke ist ein voller Erfolg, jährlich wird sie von über 1 Million Fahrgästen benutzt.
   In den Folgejahren hat sich im Harz einiges verändert, während der Westharz mit den bekannten Kurorten wie Braunlage, Bad Lauterberg, Bad Harzburg, Altenau und Goslar-Hahnenklee immer mehr abbaute und insbesondere die Stadt Wernigerode (u.a. durch die Bahn) einen Aufschwung erfuhr, wurde auch die Harzquer- und Brockenbahn wieder privatisiert, diesmal sind die in der Nähe liegenden Landkreise Eigentümer und Mitgesellschafter der HSB, den Harzer Schmalspurbahnen. Der Betrieb zum Brocken wirft zwar Gewinn ab, dieser reicht aber nicht aus, um die anderen Strecken zu finanzieren, daher müssen etwa 5 Millionen Euro pro Jahr bezuschusst werden, was angesichts der wirtschaftlichen und touristischen Bedeutung des Harzes sich nach einer durch die Hochschule Harz erstellten Studie mehr als rechnet, die Wertschöpfung durch die HSB in der Region liegt je nach Betrachtungsweise bei mindestens 20 Millionen Euro. Ohne sie wäre Wernigerode längst nicht die bunte Stadt im Harz.

Während die betroffenen Landkreise und vor allem das Bundesland Sachsen-Anhalt im Ostharz noch weiter gehen und ab Pfingsten auf der Rübelandbahn von Blankenburg bis Rübeland (bis 1945 ging diese Strecke ja über Tanne weiter bis Braunlage) wieder dampfbespannte Personenzüge mit der 95 027 einsetzen, scheint in Niedersachsen Totengräberstille zu herrschen.

   Dr. Phillip Rösler, F.D.P., der heutige Gesundheitsminister, war bis 2009 in Niedersachsen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, und er regte im vergangenen Jahr an, Braunlage nun doch an die HSB anzuschliessen. Das wäre relativ problemlos und preiswert machbar gewesen, wenn nicht die alte Trasse nach Sorge, sondern eine völlig neue Trasse direkt nach Elend im grossen und ganzen parallel der Bundesstrasse 27 gewählt werden würde. Die geschätzten Kosten würden etwa 12 Millionen Euro betragen. Einen Teil davon würde das Land Sachsen-Anhalt übernehmen.

   Doch erst musste erneut eine Machbarkeitsstudie von der DB in Erfurt erstellt werden, dazu kam, dass Dr. Rösler das Ministerium an seinen F.D.P.-Chef Jörg Bode abtreten musste. Jörg Bode aber scheint sich hier überhaupt keine Gedanken gemacht zu haben, sondern interpretiert die Studie, so sein Sprecher Christian Haegele, die preiswerteste Route wäre noch 1,3 Millionen Euro teurer als geplant, sie koste nämlich 12,3 Millionen (zur Erinnerung: Planung waren 12 Millionen - rechnen ist Glückssache). Die aus touristischer Sicht zu bedienenden Züge würden (nach Streckenfertigstellung) laut Prognose 1,4 Millionen Euro jährlich kosten, dem ständen aber nur erwartete Einnahmen von 460.000 Euro gegenüber. Diese unerwünschte Bezuschussung von einer Million Euro (wieder Rechenfehler) aber könne das Land Niedersachsen nicht aufbringen.

   Aber 900 Millionen für den anderen Nah- und Vorortverkehr per Bahn ausgeben ... Dafür ist Geld da ...

   Nun stellt sich die Frage, was der Minister Bode wirklich will, die Wirtschaft im Westharz dadurch ankurbeln, dass weitere Gäste diesen zu ihrem Urlaubsort erwählen oder möchte er den Westharz ganz vom Ostharz trennen.
     Die Stadtwerke Wernigerode sehen das ganz anders, haben sie doch eine Buslinie von Braunlage direkt nach Schierke am Brocken und nach Wernigrode eingerichtet, warum wohl? Weil niemand aus dem Westen in den Ostharz möchte?

   Es stellt sich dem unvoreingenommenen Beobachter die Frage, was will Minister Bode überhaupt? Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis sein Profil auf der Homepage des Ministeriums erstellt worden war. Okay, er hat ein kleines Kind und ist noch relativ jung (40 Jahre), vielleicht war er noch nie in Braunlage gewesen und hat sich nie ein Bild von der Sachlage gemacht.

   Am 29. April gaben beide Minister - Dr. Daehre und Bode - eine gemeinsame Erklärung ab, dass die Erweiterung der Harzquerbahn bis Braunlage nun vom Tisch sei. (Original-Wortlaut siehe unten)

Harzer Schmalspurbahn

 

HANNOVER/MAGDEBURG, 29.04.2010. Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode und Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Daehre gaben am 29. 4. 2010 bekannt, dass sie die Verlängerung der Harzer Schmalspurbahn (HSB) nach Braunlage im Hinblick auf die zu erwartenden Defizite und die geringen touristischen Effekte als derzeit nicht realisierbar ansehen und daher zunächst nicht weiter verfolgen wollen.

Als Teil einer länderübergreifenden Tourismusinitiative im Harz war die Idee einer Erweiterung des HSB-Streckennetzes nach Braunlage von beiden Ländern positiv aufgenommen worden. Das Ergebnis einer dazu in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie war allerdings ernüchternd. Der Gutachter hat mehrere Trassenvarianten untersucht, deren Realisierung je nach Streckenverlauf Investitionskosten von 12,3 Millionen Euro bis zu 32,6 Millionen Euro auslöst. Dabei sind für die vom Gutachter favorisierte Variante mit dem höchsten touristischen Nutzen rund 22,5 Millionen Euro erforderlich. Eine gleichfalls in Betracht kommende Variante mit geringerer touristischer Attraktivität kostet etwa 12,3 Millionen Euro. Die Investitionskosten wären ausschließlich durch die Länder aufzubringen. Weiterhin stellte der Gutachter fest, dass die Verlängerung jährliche Betriebskosten in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro verursacht, die Mehreinnahmen beim Fahrgeld sich jedoch auf lediglich 0,46 Millionen Euro belaufen, so dass unterm Strich ein Zuschussbedarf von knapp einer Million Euro pro Jahr entsteht. Gleichzeitig bescheinigt die Studie dem Projekt nur geringe verkehrliche und touristische Effekte, die mit 1,3 Millionen Euro beziffert werden.

Bode und Daehre machten deutlich, dass die Länder das jährliche Defizit nicht tragen können. Solange hierzu von dritter Seite kein Signal für ein finanzielles Engagement kommt, könnten die Länder in Anbetracht des hohen Dauersubventionsbedarfs die Realisierung dieses Projektes nicht verantworten.

 

Wie man sieht, schmeisst Minister Bode mit Geldbeträgen um sich, ohne zu wissen, was was ist.
Die DB-Studie war überflüssig, hatte doch Dr. Rösler bereits eruiert, dass die neue Trasse 12 Mio Euro kosten werden.

Dazu kommt der DB-Gutachter zu dem Ergebnis, diese parallel der B27 verlaufende Trasse würde die Autofahrer ablenken - solch ein Unfug. Hätte er sich einmal kundig gemacht, so hätte er gesehen, dass die neue Trasse gar nicht parallel der Strasse - wie die Neubaustrecken Köln-Frankfurt und Ingolstadt-München - verläuft, sondern in grossen S-Kurven der Topografie folgt, um eben möglichst preisgünstig zu bauen.

Aber wie ich schon sagte, es ist ein absolut trauriges Zeichen, das die Landesregierung von Niedersachsen hier abgibt.

 

Schon seit 20 Jahren verkehrt der Hexenexpress immer am Vorabend des 1. Mai - seit 18 Jahren zum Brocken - deutlich ist auch die Anteilnahme der Bevölkerung zu sehen, die oft schon stundenlang auf den Zug wartete und den Hexen und Teufeln herzlich zuwinkten, hier an der Westerntorkreuzung. Darunter in Hasserode.

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