Bahn-Internet-Magazin

Eine kleine Zeitschrift für Internet-Eisenbahn-Fans

Ausgabe 8  -   August 2009

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Die 110 (E10) 
  in Stuttgart
 von 1958 bis 2009

Die 110 108 (E 10 108) gehört zwar nicht zu den jemals in Stuttgart beheimateten 110ern, aber sie wurde während des Umbaues des Stuttgarter Hauptbahnhofes auf geänderte Gleisführung und Lichtsignale etc. im Jahre 1975 abgelichtet, sie gehörte zu den ersten Loks mit “Glubsch”-Augen und neuer Farbgebung ozeanblau/beige, beheimatet war sie zunächst in Offenburg, dann lange Zeit in Heidelberg und seit 1966 in München; wenige Tage nach dieser Aufnahme wird sie in Frankfurt/M. eine neue Heimat finden.

Bereits wenige Tage vor Weihnachten 1957 erhielt das Bw Stuttgart-Rosenstein, neuerdings aber nur noch als Bw Stuttgart bezeichnet, die ersten Neubaulokomotiven, es waren die E 10 162 bis 167, die bis März 1958 hier eintrafen. Dazu gesellten sich E 10 140 und 185 bis 193 vom Februar bis zum September 1958. Während die ersten Loks von Krupp/AEG stammten, war der mechanische Teil der E 10 140 sowie 185-193  von Krauss-Maffei gefertigt worden. Dazu kam E 10 195 (Krupp/AEG) im August 1958. Doch die Lieferung und der Einsatz der ersten E 10 war 1957/58 etwas problematisch, denn die Lokomotiven kamen zum grössten Teil zu früh, viele vorgesehene Einsatzstrecken waren noch nicht durchgehend elektrifiziert, so insbesondere die linke Rheinstrecke von Frankfurt/M bis Köln. Viele vorgesehene Bahnbetriebswerke konnten mangels Fahrdraht noch gar keine Elloks beheimaten, so zum Beispiel Heidelberg (der Bahnhofsumbau vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof verzögerte einiges), aber besonders in Köln war die Hohenzollernbrücke noch nicht unter Fahrdraht, so dass ein Inselbetrieb nach Süden und auf der Weiterführung zwischen Köln-Deutz (heute Messe) und Dortmund bestand.
Die für Heidelberg vorgesehenen Lokomotiven wurden zunächst in Offenburg beheimatet, die Kölner und Dortmunder in Koblenz/Moselweiss. Stuttgart war dagegen von Anfang an ein Stamm-Bw für die E 10 geworden, zwar mussten bis 1961 die niedrigen Betriebsnummern nach Frankfurt/M 1 abgegeben werden, aber dafür gab es ja Neuzugänge, wie E 10 216 bis 219, denen nach einer Kurzbeheimatung in Heidelberg die 220 und 221 folgten. Während die 222 bis 225 nach Dortmund und die 226 und 227 nach Köln-Deutzerfeld kamen, sind als nächste die E 10 228 bis 238 zu nennen. Daher konnten die Verantwortlichen gut und gerne auch die E 10 162-167 abgeben.
Erst 1964 wurde der Stuttgarter Bestand durch E 10 292, 293, 297, 333 und 334, diesmal mit neuem Lokomotivkasten, erweitert, 1965 kamen schliesslich 386, 393 und 394 hinzu. Einige Umbeheimatungen und Zugänge aus anderen Bw veränderten den Bestand, doch die E 10 185, 187, 188, 189, 191, 230, 231, 232, 233, 234, 236, 237 und 238 blieben erst einmal bis zur Mitte der neunziger Jahre durchgehend in Stuttgart.

Das lag eigentlich daran, dass sich in den Stuttgarter Umläufen nicht viel änderte. Stuttgarter Lokomotiven fuhren bis Hamburg oder Dortmund, aber auch bis München und später Nürnberg. Das Erscheinen der 103er verdrängte zwar die 110er dann in den siebziger und achtziger Jahren in den Schnellzug-, Eilzug- und Personenzugdienst, aber die 110er ersetzten zunächst hier die 117er, dann die 118er und 144er. Ja, Stuttgart gab sogar seine wenigen 141 (E 41) ab und ersetzte sie durch 110er. Übrigens ist die 110 228 für fünf Jahre von 1977 bis 1983 nach Dortmund ausgewandert, aber ihre blaue Farbgebung hat sie ebenfalls wie die 229 und 235 behalten, daher kann sie nicht mit einer Dauer-Beheimatung glänzen, wie es beispielsweise die 237 könnte. Nach meinem Kenntnisstand sollte eigentlich die 110 235 die Stuttgarter Museumslokomotive werden, sie wurde aber dennoch dank dem AW Dessau und einigen Überfliegern im Juni 1998 verkehrsrot und schliesslich im Jahre 2004 ausgemustert. Daher kam die 228 zum Zuge, die glücklicherweise auch ihre Farbe nicht gewechselt hatte.

Nachdem durch die übereilige Ausmusterung der Baureihe 141 geeignete elektrische Lokomotiven mit Wendezugsteuerung fehlten, wurden im AW Opladen aus den ausgemusterten 141ern die Wendezugsteuerung ausgebaut und in die 110 400-510 eingebaut, zusätzlich wurden noch die 110 360-363, 365-368, 370, 373, 374, 376, 377, 379-383, 387, 389, 391, 392 und 394-399 ebenfalls wendezugfähig umgebaut, sie waren ab 2005 bei den Bw Köln-Deutzerfeld und Dortmund beheimatet.
Stuttgart verwendete auch wendezugfähige 110er, jedoch war 110 400 die niedrigste und 110 508 die höchste Betriebsnummer. Dennoch hielten sich auch die älteren 110er noch in Stuttgart, sie wurden vor allem für Sonder- und Autoreisezüge bereitgehalten. Doch ihr Bestand schwand, nur die 110 228 (abgestellt am 30.3.2003, dann Abgabe an DB Museum, Fristablauf 26.8.2005) und die 110 237 blieben (bis 2009). Letztere ist in der letzten Zeit im gesamten Bundesgebiet als Reserve- und Angst-Lok unterwegs gewesen, so musste sie schon mal einen IC oder Autoreisezug befördern, wenn die Planlokomotiven ausgefallen waren. Ansonsten hatte Stuttgart ab 2008 nur noch wendezugfähige 110er, so die 408, 418, 419, 424, 425, 446, 454, 460, 483, 484, 503 und 508, die sogar noch bis Donauwörth kamen, ansonsten aber auch auf ihren “Stamm”strecken nach Heilbronn und Tübingen zu finden waren. Doch die 146er und der neue Triebwagen 440 machten ihnen den Garaus. Zwar feierte man offiziell bereits am 25. Juli 2009 Abschied, doch totgesagte leben meist etwas länger, was auch für viele Loks mit noch guten Fristen (418, 425, 446, 454, 483, 484 und 508) zutreffen könnte. Dank an Udo Plischewski für seine Bilder von der Lokparade vom 25. Juli 2009 im Bw Stuttgart-Rosenstein:

Foto: Udo Plischewski
Foto: Udo Plischewski

110 237 als Reservelok vor dem EC nach Norddeich, hier mit über einer Stunde Verspätung bei der Ausfahrt aus Köln Hbf.

Damals war es wie heute, mit 200 ASA (heute heisst es ISO) wird das Bild eben grobkörnig, da war auch schon 1983 so, als 110 164 mit ihrem Schnellzug in Stuttgart Nord die S-Bahn “überholte”.

Acht Jahre früher war die Welt für die Stuttgarter 110 181 noch in Ordnung, sie durfte der 117 106 Vorspann leisten, halbherzig, denn der hintere Stromabnehmer blieb entgegen der Regel am Draht. Eigentlich hatte ich mich so geärgert, dass ich erst gar nicht auslösen wollte. Die Regenrinne fehlt schon wie bei der 164 oben, dafür hat sie auch noch die Doppelscheinwerfer der späteren Serie erhalten.

Auch die links abgebildete 110 188 hat neue Scheinwerfer erhalten, hier steht sie mit einem der wenigen Schnellzüge im Nürnberger Hbf abfahrbereit nach Stuttgart - Juni 1994.

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