Nach siebenjähriger Bauzeit wurde am 2. Dezember 1929 - mitten in der ersten Wirtschaftskrise - das RAW Dessau eröffnet. Heute, beim 80jährigen Jubiläum, zählt es mit seinen über 1.000 Beschäftigten zu den “Kompetenz-Zentren” der DB. Heute werden praktisch alle elektrischen Lokomotiven der DB und inzwischen auch von Privatfirmen hier gewartet und untersucht. Der 12.09. wurde zum “Tag der offenen Tür” ernannt und ich liess es mir nicht nehmen, dieses Werk aufzusuchen. In diversen Internetforen waren schon ausreichend Bilder zu sehen, so dass ich mich bemühe, hier ein paar neue, andere Eindrücke zu präsentieren. Zu Führerstandsmitfahrten standen die frisch hauptuntersuchte 185 031 (Abnahme 10.09.09) bereit, die am 11.09.09 abgenommene 101 045 hatte bereits das Werk wieder verlassen, es fiel auf, dass nirgends eine 101 zu sehen war. Dagegen sind die ersten 185er nun schon UNTERSUCHUNGSPFLICHTIG und viele stehen abgestellt herum, weil sie zur Zeit nicht benötigt werden und ihre Hauptuntersuchung erst im kommenden Jahr in Angriff genommen werden soll. Ab 1930 betreute das RAW Dessau die E06, die mitteldeutschen E17 (13 Stück), die E21, E50.4, E71, die mitteldeutschen E75 und E77 (15 bzw. 25 Stück). Zur Mitte der dreissiger Jahre kamen auch die neueren Elloks, wie E44 und E18 hinzu sowie aus Schlesien nach Mitteldeutschland versetzten E95. Daneben gehörten auch von Anfang an die ersten preussischen elektrischen Triebwagen zum Programm, bald folgten Akku-Fahrzeuge und die Köe bzw. Kbe, das waren Kleinloks mit elektrischer Kraftübertragung. Die Kleinloks wurden dann das zweite Standbein, vor allem, als nach 1946 in der Sowjetisch besetzten Zone (also Mitteldeutschland) die sowjetischen Freunde und Eroberer die elektrischen Anlagen demontierten und vieles, auch Lokomotiven, mit in die Sowjetunion brachten, meist ohne konkret etwas damit anfangen zu können. So blieb Dessau ab 1947 Abstellort für nicht in die Sowjetunion transportierte Elektroloks, einige wurden dann 1948 mit der DR-West Direktion Regensburg gegen Dampfloks ausgetauscht. Nach Gründung der DR half Dessau mit, die Diesellokomotiven und Kleinloks, die in der neugegründeten DDR verblieben waren, wieder betriebsfähig herzurichten. Dabei baute das Raw (bei der DR in der DDR wurde RAW anders abgekürzt) auch neue Lokomotiven, zwar nur Kleinloks, aber immerhin waren es von 1960 bis 1962 nachweislich mindestens 32 Loks, die als Kö 4001 bis Kö 4032, bei allen wurde die Betriebsnummer zum zweiten Mal besetzt. Zuvor aber machte das Raw Dessau auf sich aufmerksam, als es 1955 zur Wiedereröffnung des elektrischen Zugbetriebes bei der DR die praktisch über 10 Jahre herumgestandenen Lokomotiven wieder funktionsgerecht aufbaute. Zwar wurde oft aus zwei oder drei Lokomotiven eine sozusagen fast neu gebaut, aber es war aufgrund der ständigen Mangelwirtschaft schon eine Superleistung. Auch betreute das Raw Dessau die elektrischen Neubaulokomotiven der DR, die Baureihen E11 und E42, später auch die 212 und 250, aber auch die paar Elektrotriebwagen. Nicht vergessen möchte ich die Diesel- und Elektrotriebwagen, die ab 1935 auch zum Unterhaltungsbestand des RAW Dessau gehörten, nach 1950 kamen auch die Triebwagen und Kleinlokomotiven der diversen Privatbahnen hinzu. Nach der Wende war das Ende des AW Opladen der Startschuss für die Unterhaltung auch ehemaliger DB-Lokomotiven, wie die 110-114, 140, 150 und 151. Heute zählen neben den vorgenannten auch die Drehstrom-Lokomotiven zum Erhaltungsbestand. Das AW Dessau (das R ging nach 1994 verlustig) erneuert auch inzwischen die Drehstrommotoren, die ersten Drehstrom-Serienloks stammen ja noch aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts!
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